Tag 09 – 25 Jänner 2015

Heute ist zur Abwechslung einmal etwas früher Tagwache, wir stehen um sieben Uhr auf und kommen nach dem gemütlichen Frühstück und dem Zusammenpacken unserer Habseligkeiten (was haben wir da gestern alles aus dem Auto geräumt? ;-)) gegen 8:45 von der Lodge weg, um Richtung Palmwag zu fahren. Die Idee, zuerst Richtung Osten und über die D2633 in den Upper Huab Trail einzufahren, habe ich gestern nach dem Wassererlebnis und dem vielen Regen schon ad acta gelegt, glaube nicht, dass das alleine eine gute Idee ist. Da wird ebenfalls einiges an Wasser fließen. Wir fahren also die D3254 Richtung Norden, allerdings kommen wir nicht weit. Genauer gesagt nur bis zum Aba-Huab Riverbed Crossing. Dort geht mal gar nix mehr, da der Fluss über die gesamte Breite fließt. Und das durchaus ordentlich.

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War eh klar, nach dem Regen gestern, irgendwo muss das Wasser ja hin. Ich gehe einmal drüber, versinke teilweise bis über die Knöcheln im Schlick. Das Wasser geht bis knapp zu den Knien und dabei habe ich den stark fließenden Teil ganz auf der anderen Seite gar nicht durchquert. OK, dann warten wir mal ab und schauen, was passiert. Es dauert nicht lange, bis auf der gegenüberliegenden Seite ebenfalls zwei Fahrzeuge stehen. Auch diese steigen mal aus und warten. Zu uns gesellen sich dann ein paar Einheimische, die mich nach den Daten des Autos ausfragen und meinen, mit Untersetzung und dem gesperrten zweiten Gang würde der Hilux das schon schaffen. Ich bin ein wenig skeptisch und warte lieber noch ein wenig. Nach etwa einer halben Stunde ist das Wasser ein wenig zurückgegangen, mir aber immer noch zu hoch und die Strömung auf der anderen Seite zu stark. Während wir immer noch alleine sind, ist drüben schon Stau angesagt, 6 Autos und ein Bus stehen dort und warten. Immer noch wollen mich die fünf Zuseher überreden, doch schon zu fahren, aber ich bleibe standhaft. Mag ja nicht als erster absaufen dort.

Drüben macht sich ein wenig „Action“ breit, eine Gruppe von ca. 15 Personen aus dem Bus beginnen, Schuhe in den Händen und Hosen hochgekrempelt, durch den Fluss zu waten. Abenteuerurlaub in Namibia. Die andere Hälfte sieht sich das vom sicheren Bus aus, während wir nun auf unserer Seite Motorengeräusch vernehmen und schon bald die beiden Unimogs aus der Lodge ausmachen, die offenbar die Touristen abholen sollen. Na fein. Die Chancen steigen, dass wir da bald wegkommen, mit zwei Unimogs in der Gegend kann ja auch ein Steckenbleiben nicht so dramatisch sein.

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Einer der beiden fährt mal bis zur Flussmitte, bleibt dann aber stehen und fährt rückwärts wieder hinaus. Hm. Also wenn nicht mal der Unimog da durch fährt, war’s wahrscheinlich doch besser, dass ich das nicht versucht hatte ;-). Der Fahrer meint, dass er zuerst noch mehr Luft aus den Reifen lässt, gute Idee, das mach‘ ich ihm dann auch gleich mal nach. Während der eine Unimog die mittlerweile heroisch durch den Fluss gewateten Menschen aufnimmt und in die Lodge bringt, wagt der andere den nächsten Versuch und fährt, eine kleine Insel in der Mitte zuhilfenehmend, auf die andere Seite rüber. Dort hat sich die Menge der wartenden Autos mittlerweile gelichtet, drei 4×4 Fahrzeuge sind weggefahren, als sie gesehen haben, dass der Unimog zurückschiebt. Weicheier ;-).

So, jetzt oder nie. Das Wasser ist während der letzten 40 Minuten weiter zurückgegangen, in den Reifen sind noch ca. 1 Bar Luft drin, zur Not muss mich halt der Unimog rausziehen. Untersetzung rein, 2 Gang gesperrt und den Spuren des Unimogs nach.

Wie beim Zahnarzt, hat gar nicht wehgetan und war gar nicht so schlimm. Ohne jegliches Problem meistern wir diese Etappe und ernten sogar Applaus ;-). Na, ja. Applaus war vielleicht ein bisschen übertrieben, aber unsere fünf Zuseher, die vor uns den Fluss zu Fuß durchquert haben, freuen sich mit uns, dass wir da durchgekommen sind: „I told you, you can make it with this car…“ ;-).

Auf dem Weg nach Palmwag fahren wir beim Huab Crossing noch ein Stück den Upper Huab Trail flussaufwärts, einfach um mal zu sehen, wie es dort so aussieht. Anfangs ist kaum Wasser vorhanden, doch je weiter wir flussaufwärts kommen, umso mehr Wasser und sehr tiefe Stellen gibt es, zudem sind immer häufiger Querungen mit zwar seichtem aber noch fließendem Wasser vorhanden. Vor einer ziemlich breiten Querung drehen wir schließlich um und fahren über die C43 nach Palmwag. Die Wolken haben sich mittlerweile fast vollständig gelichtet und die Temperatur steigt auch wieder. Na bitte, doch Sommer in Namibia…

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Wir fahren schließlich durch den Veterinärzaun und füllen an der Tankstelle die beiden Tanks auf. Ja, hier merkt man die Automatik und den Untergrund, den wir die letzten Tage gefahren sind. 105 Liter für 550 Kilometer macht im Schnitt 19 Liter auf 100 Kilometer. Nach dem Tanken fahren wir zur Palmwag Lodge, wo wir uns ein Permit besorgen und via Netbook ein paar Satellitenbilder anschauen wollen. So viel Regen ist eher ungewöhnlich und ich möchte zumindest wissen, wie das die nächsten Tage weitergeht. Leider bekommen wir mit dem Gäste-Internet nirgendwo in der Lodge eine Verbindung, weder in der Rezeption, noch in der Bar, wo wir uns einen Rock Shandy genehmigen. Sehr hilfreich sind die beiden Damen in der Rezeption auch nicht, anderes Netz gibt es nicht, ihren Computer könne ich nicht verwenden und Wettervorhersage haben sie auch keine. Hm. Ok, wir besorgen uns die Permits für heute und morgen für die Fahrt über den Crowtherstrail und die Übernachtungen und fahren Richtung Campsite 2. Bei der Einfahrt ins Konzessionsgebiet lässt der Torwächter noch kurz die Bemerkung „This is a lions area, don’t move far away from your car“ fallen. Auf dem Weg machen sich die Zuseher bemerkbar, eine Giraffe und unser erster Schakal laufen uns vor die Linse. Ja, Oryx, Springböcke und Zebras müssen eh nicht mehr erwähnt werden.

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Wir schaukeln uns so Richtung Campsite 2, als ich nach einer kleinen trockenen Bachdurchfahrt im Rückspiegel plötzlich regelmäßige Sandfontänen neben dem rechten Hinterrad aufsteigen sehe. Na, ned wirklich. Oder doch? Ich fahre vom Track ab und parke mich gleich daneben ein. Tatsächlich, hat mir doch ein festsitzender Stein die Seitenwand des Reifens aufgeschlitzt. Und das bei den neuen wirklich guten Exemplaren. Nicole wird nervös. „Löwengebiet hat er gesagt, da willst jetzt Reifenwechseln?“. Bleibt uns ja nix anderes übrig, ausserdem sieht man weit und die Löwen werden uns ja nicht als Mahlzeit auserkoren haben. Mit dem Highlift-Jack ist das auch recht rasch erledigt, schon alleine dafür bin ich froh, dass wir ihn dazu bestellt haben. Mit den Mini-Wagenhebern, die da beim Hilux serienmäßig dabei sind, müsste man halb unter’s Auto kriechen und ewig pumpen, bis das Rad mal oben in der Luft ist. Nicht mal 15 Minuten später ist alles erledigt und ich beginne mir die Frage zu stellen, wie wir da jetzt weiter tun.

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Geplant ist ja der steinige Crowtherstrail, dann den Hoanib queren und weiter bis nach Purros. Zwei volle Tage „in the middle of nowhere“, ohne Ahnung, wie das Wetter und somit die Flüsse werden und das alleine und nur mit einem Reserverad. Ist mir zu heikel, ehrlich gesagt. Wir fahren um besseren Empfang am Handy zu haben, auf einen Hügel, wo wir die Notfall-Nummer von Savanna erreichen. Wir bekommen mitgeteilt, dass in Kamanjab in einer Garage Reifen von Savanna lägen, aber heute um 16:00 Uhr wäre – da Sonntag – keiner leider mehr dort. Ähem, „heute“? Heute machen wir eh nix mehr. Wir vereinbaren, dass wir dort morgen vorbeifahren, bedanken uns und steuern schließlich endgültig die Campsite an.

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Die ist genial. Liegt auf einem kleinen Hügel mit Blick auf die darunterliegende Ebene und sehr weitem Sichtfeld rundherum (wegen der Löwen wär’s gewesen ;-)). Die Sonne scheint noch ordentlich, Wind geht auch, was uns hilft, das Zelt und alle Schlafsachen recht rasch wieder trocken zu bekommen. Nach nicht mal einer halben Stunde auf der Wäscheleine sind Decken, Pölster und Schlafsack wieder trocken. Und die Matratze im überall offenen Zelt ebenfalls. Währenddessen mache ich Feuer, ein paar Fotos („Geh nicht so weit weg, da gibt’s Löwen“) und richte das Fleisch für heute Abend her. Oryxfilet mit Tomatensalat. Dazu das eine oder andere Windhoek Lager oder Windhoek Draught, für die Nicole Rotwein. Unglaublicher Platz hier, wir genießen ihn nach dem Essen noch sehr lange und ausgiebig.

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