Tag 12 – 28. Jänner 2015

Heute steht ein ganzer Tag mit einem Guide auf dem Programm, wir haben uns gestern mit jenem an der Rezeption geeinigt, dass er uns ein paar Elephanten zeigt. Daher ist wieder um 7 Uhr Tagwache, wir frühstücken gemütlich, packen dann fast alles zusammen und lassen nur ein paar Dinge wie Tisch, Sesseln, Gaskocher und das Holz auf der Campsite und bauen die hintere Sitzreihe um, damit unser Guide auch Platz hat. Um 9 Uhr treffen wir uns an der Rezeption und fahren, an einer fast übersehenen Giraffe vorbei, auf einen Hügel, von wo aus wir einen wirklich guten Überblick über die Region um Purros erhalten.

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Neben der Palmen-Oase, die ganzjährig Wasser führt, sieht man auch das kleine Himba-„Schaudorf“, die Campsite und das Hoarusibtal. Anschließend fahren wir hinunter in den kleinen Kral, in dem einige Frauen mit ihren Kindern leben und die traditionelle Lebensweise der Himbas zeigen. Wir sind mit unserem Guide alleine, ausser uns sind keine Touristen hier. Ich bin ein wenig zwiespältig, die Frauen machen nicht den Eindruck, als wären sie jetzt begeistert, uns ihre Tätigkeiten zu zeigen, sie scheinen eher ein wenig gelangweilt. Andererseits nimmt man doch einiges an Eindrücken mit und kann hier direkt auch die hier lebende Bevölkerung unterstützen.

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Nach rund einer halben Stunde verlassen wir mit einigen hier hergestellten Mitbringseln den Kral und fahren nach Purros, wo wir uns noch die dortigen Schulgebäude ansehen. Zwei Lehrer unterrichten hier, ein dritter ist gerade unterwegs, um die Kinder zu unterrichten, die mit ihren Familien weitergezogen sind. „Wir müssen dorthin gehen, wo die Kinder sind,“ meint ein Lehrer im Gespräch, „es funktioniert nicht, wenn die Kinder zu uns kommen müssen.“

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Nach diesem Besuch geht es nun den Horuasib entlang Richtung Westen. Irgendwo müssen die Elephanten ja sein. Es beginnt der wohl schönste Flusslauf, den ich in Namibia je gefahren bin. Anfangs noch durch weideähnliche Gebiete (der Hoarusib führt hier wie gesagt das ganze Jahr immer ein wenig Wasser), wir fahren neben Kühen vorbei, über grüne Flächen, durch Wasser und verscheuchen zahlreiche Oryx und eine Affenherde (erst die zweite, die wir zu Gesicht bekommen). Allerdings verschwindet Letztere so rasch, dass uns nicht mal ein unscharfes Beweisfoto gelingt. Links und rechts befindet sich nun immer wieder hohes Schilfgras und die Felsen, an denen sich der Fluss entlang schlängelt. Wir bleiben immer wieder stehen, um zu fotographieren und können uns an der Landschaft nicht satt sehen.

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Wir erreichen schließlich die Lodge, die hier hoch oben auf einem Berg über dem Flusstal gebaut wurde und statten dieser einen Besuch ab. Ausser einer Dame mit ihrem Kind ist niemand oben, Touristen gibt’s derzeit keine, die wären gestern wieder abgeflogen. Allerdings hätte man eben gestern bei einer Fahrt Richtung Meer die Elephanten gesehen, die weit den Hoarusib flussabwärts gelaufen wären.

Unser Guide fragt uns, ob wir da noch weiter fahren wollen. Was für eine Frage. Selbstverständlich, wenn das möglich ist. Und so folgt ein weiterer Höhepunkt, als wir tief in den Nationalpark Richtung Meer fahren und sich die harten Felsen langsam mit den Sanddünen kleiden, die einen weiteren spektakulären Farbtupfer in die Landschaft zaubern.

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Ob es tatsächlich den Tatsachen entspricht, dass die einheimischen Guides hier mit den Touristen in den Nationalpark einfahren dürfen, können wir natürlich nicht überprüfen, allerdings beschäftigt uns eher die unglaublich schöne Landschaft und die Suche nach den Elephanten. Zu sehen bekommen wir unzählige Springböcke, Orxy und Strausse, eine ganze Herde Oryx mit Jungtieren läuft lange vor uns her, bis sie schließlich doch rechts ins Gebüsch abzweigen und unser Vorbeifahren einfach abwarten. Das selbe Verhalten sollten sie bei der Rückfahrt wieder zeigen. Nicht lernfähig ;-).

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Elephanten lassen sich allerdings nicht und nicht blicken, weshalb wir immer weiter in den Canyon fahren und schließlich, ca. 10 Kilometer vor Erreichen des Meeres in eine weite Ebene gelangen. Und plötzlich bedeutet uns unser Guide, stehen zu bleiben, er hätte einen Elephanten entdeckt. Wir steigen aus, ich klettere mit ihm auf das Dach unseres Canopys und tatsächlich, sehr weit weg, hinter einem Busch ist sehr undeutlich das Hinterteil eines Elephantes zu entdecken. Hm. Na, ja. Da haben wir diese Tiere schon näher gesehen, aber OK. Plötzlich deutet uns unser Guide hier zu bleiben und macht sich zu Fuß in das Gebüsch auf. Einige Minuten später kommt er zurück und winkt uns zu sich. Allerdings nicht zu Fuß, wie wir anfänglich irrtümlich verstehen, sondern mit dem Auto. Wir fahren also vom unbewachsenen Flussbett hinauf in die bewachsene Stufe, umfahren einige Gebüsche und erreichen ihn, worauf er sich wieder zu uns setzt. Er lotst uns noch ein Stückchen weiter und meint kurz darauf, „stopp“ und „close the window please“. Was dann folgt, kann man nicht beschreiben. Ein ruhiges „don’t move“ ist das Einzige, was wir von unserem Guide vernehmen.

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Als sich alles wieder halbwegs beruhigt hat (und damit sind nicht nur die Elephanten gemeint), schieben wir zurück und fahren langsam zurück in die weite Ebene. Ich unterhalte mich noch angeregt mit unserem Guide, worauf er meint, dass er eigentlich nur mit einem Elephanten gerechnet hatte und er normalerweise auch die Nähe zu den Tieren nicht sucht. Und sie wären hier natürlich das Vorhandensein von Geländewägen nicht gewöhnt. Allerdings wäre es hier immer am Besten, einfach ruhig zu verharren. Die nächsten beiden Bullen, die wir entdecken, laben sich gerade sehr weit weg an dem Schilf. Wir fahren auf eine sehr gesunde Distanz heran, steigen aus, machen Fotos und beobachten, wie sie langsam näher kommen, allerdings dann auch in einer noch sehr angenehmen Entfernung an uns vorbei gehen und sich zu den vorher beobachteten Exemplaren gesellen, worauf dann recht bald alle im Dickicht verschwunden sind. Was für ein Erlebnis. Und echtes Glück, gleich in mehrfacher Hinsicht.

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Während der Rückfahrt bietet sich das selbe Bild, viele Tiere im Flussbett, orange/gelb/weisse Sanddünen, dunkle Felsen, blauer Himmel und grüne Vegetation. Wir fahren wieder bis zur Lodge mit den wirklich beeindruckenden Fix-Zelten, bevor wir über die südlich des Canyons verlaufende Strasse durch die Berge nach Purros zurückfahren.

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